Julia Moisel ist Ehrenamt-Koordinatorin und Mitarbeiterin in der Herzwerkstatt. Im Interview spricht Sie über die wichtige Begleitung und Betreuung der Menschen, die sich ehrenamtlich bei Herzwerk engagieren, über Herzensangelegenheiten und Herzwerk-Momente.
Julia, Sie sind als unsere Ehrenamt-Koordinatorin Ansprechpartnerin für 25 Ehrenamtler:innen – wie genau sieht Ihr Arbeitsalltag aus und was zählt zu Ihren Tätigkeiten?
Meine Tätigkeiten in der Herzwerkstatt sind sehr vielfältig. Neben der Organisation von Veranstaltungen und Kursen, bearbeite ich auch Anträge. Dieser Bereich ist in den vergangenen Monaten stark gewachsen und ich freue mich, Frau Kern dabei unterstützen zu können. Ich habe selbst schon einige Hausbesuche gemacht und weiß, in welcher Armut viele unserer Herzwerker:innen leben. Ihnen eine Freude zu bereiten mit Dingen, die sie dringend benötigen und die sie sich selbst nicht ermöglichen können, macht ein sehr gutes Gefühl.
Ein weiterer Schwerpunkt meiner Arbeit besteht in der Koordination der ehrenamtlich Tätigen. Im vergangenen Jahr haben wir viele neue Menschen für das Ehrenamt gewinnen können. Mittlerweile haben wir ein ganz tolles, vielfältiges Team. Frau Kern und ich haben gemeinsam eine umfangreiche Schulung entwickelt, bei denen Inhalte wie Kommunikation, Nähe und Distanz und Abgrenzung eine zentrale Rolle spielen. Diese Schulung haben wir bereits 5-mal durchgeführt, was mir großen Spaß macht.
Das klingt in der Tat nach jeder Menge Arbeit – wie hat Corona auch Ihre Arbeit verändert bzw. beeinflusst?
Meine Arbeit hat sich insofern verändert, als dass wir viele unserer Veranstaltungen mit Senior:innen und Ehrenamtler:innen nicht wie geplant starten konnten. Beispielsweise war im März diesen Jahres unser „Speed Dating“ geplant, welches ausfallen musste. Dabei sollten sich unsere Ehrenamtler:innen und Senior:innen persönlich kennenlernen. Die Zeit konnten wir allerdings gut überbrücken, indem einige Ehrenamtler:innen mit Seniorinnen telefoniert haben. Mittlerweile haben sie sich nun auch schon persönlich treffen können.
Die Antragsstellungen wiederum haben sich durch Corona eher vergrößert. Ich denke, das liegt daran, dass wir in ganz Düsseldorf von verschiedenen Institutionen aus Einkäufe für ältere Menschen angeboten haben und es durch großzügige Spenden möglich war, Grundsicherungsempfängern auch einen Teil der Einkäufe zu finanzieren; sie wurden in diesem Zuge aufmerksam auf die Möglichkeiten, die sie durch Herzwerk haben.
Gab es einen Moment in Ihrer Herzwerk-Zeit, der „hängen geblieben“ ist und an den Sie sich gerne zurückerinnern?
Es gab viele wertvolle und zum Teil auch berührende Momente für mich in der Herzwerkstatt. Immer wieder gibt es Herzwerker:innen, die sich wahnsinnig über unsere Hilfe freuen. Das „Speed Dating“ war eine sehr schöne Veranstaltung und auch eine besondere Herzensangelegenheit. Es war so toll zu sehen, wie gut dieses Format angenommen wurde und dass wir dadurch tatsächlich die Möglichkeit bieten konnten, dass sich die Ehrenamtler:innen und Senior:innen kennen lernen und nicht einfach von uns zugeteilt wurden.
Momente, die mir auch immer wieder in den Kopf kommen, wenn ich an Herzwerk denke, sind beispielsweise die Situationen, wie unser FSJler Chris und einer unser Herzwerker mehrfach die Woche gemeinsam Kniffel spielen. Unser FSJler blüht dabei auf und die Stimmung ist immer witzig und voller Freude. Ich kann beobachten, wie eine ganz besondere Freundschaft gewachsen ist.
Sie koordinieren die Herzwerk-Ehrenamtler – finden Sie, dass das Ehrenamt als solches zu wenig Anerkennung in unserer Gesellschaft genießt?
Nein. Ich kann dabei besonders aus meinen eigenen Erfahrungen sprechen. Ich habe in der Vergangenheit selbst in unterschiedlichen Bereichen ehrenamtlich gearbeitet und habe sowohl persönlich, als auch gesellschaftlich das Gefühl der Wertschätzung. Die Erfahrungen haben mich persönlich und beruflich geprägt, und ich habe zum Beispiel auch in der Vergangenheit bei Bewerbungen davon profitiert, was die Anerkennung dessen verdeutlicht. Die Ehrenamtler:innen des DRK werden sehr gut begleitet und wertgeschätzt, was sich unter anderem auch in besonderen Ehrungen, kleinen Geschenken zu Weihnachten oder zum Geburtstag und regelmäßigen Reflexionsgesprächen wiederspiegelt.
In Düsseldorf konnten wir dieses Jahr während der Corona-Pandemie in unserem Arbeitsbereich die Erfahrung machen, dass sich eine Vielzahl von Menschen ehrenamtlich engagiert hat, um sich gesellschaftlich einzubringen und die Risikogruppe zu schützen. Ich finde das bemerkenswert.
Das Ehrenamt ist für viele eine ganz besondere „Herzensangelegenheit“ – spüren Sie das im Austausch mit den Herzwerk-Ehrenamtlern?
Ja, ich kann in vielzähligen Gesprächen spüren, dass es für unsere Ehrenamtler:innen eine echte Herzensangelegenheit ist, einen Beitrag zu leisten.
Die Motivationen für ein Ehrenamt sind natürlich sehr vielfältig, jedoch mache ich besonders in der Herzwerkstatt immer wieder die Erfahrung, dass Menschen zu uns finden, die einen sehr ausgefüllten Terminkalender haben, oftmals in anspruchsvollen Berufen Vollzeit arbeiten und dennoch den Herzenswunsch haben, Zeit an Menschen zu spenden, die in Einsamkeit leben.
Diese Momente machen mich in der Arbeit besonders glücklich. Zu beobachten, was für tolle gemeinsame Aktivitäten stattfinden und welche Freundschaften wachsen, ist etwas ganz Besonderes.